
Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, mit etwas abgeschlossen zu haben, aber plötzlich löst eine klitzekleine Kleinigkeit den Super-Gau aus?
Ich habe so etwas oft erlebt. Meine Trennung nach 15 Ehejahren und 26 Jahren Beziehung war nicht nur ein emotional zermürbender Prozess, sondern auch eine echte körperliche Belastung. Glücklicherweise hatte ich genügend Reserven, so dass die 10 kg, die innerhalb kürzester Zeit verschwanden, kein sonderliches Problem darstellten. Viel schlimmer war die psychische Belastung, die man irgendwie nicht greifen konnte. Das Erfolgserlebnis, endlich auf eigenen Beinen zu stehen, aufrecht zu erhalten, kostete permanent Kraft. Es kostete genauso viel Kraft, wie früher in der Beziehung, wenn man zwischen den Stühlen stand und es versuchte, allen recht zu machen. Das Problem waren die alten Muster, die sich in der Seele eingebrannt hatten. Immer, wenn eine Situation an die Vergangenheit erinnerte, brach das zarte neue Gerüst an Selbstbewusstsein wieder zusammen.
Ich kann mich erinnern, wie mein neuer Partner unbewusst eine ganz bestimmte Redewendung äußerte, die ich zuvor unzählige Male gehört hatte. Der Unterschied zu heute war, dass mir damit früher immer und immer wieder signalisiert wurde, dass ich klein und unfähig bin. Dieser eine Satz ließ mich förmlich erstarren. Zum Glück besitzt mein Partner zarte Antennen, wir nennen uns nicht umsonst Seelenverwandte. Er weiß, was zu tun und zu sagen ist, wenn es darum geht, mich wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
Seelische Wunden heilen nur sehr langsam. Mir haben Gespräche mit einer Psychologin der Caritas sehr geholfen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu suchen. Ich bin unendlich dankbar für die Dinge, die man mir damals mit auf den Weg gegeben hat.
Ich weiß zum Beispiel, dass es völlig normal ist, wenn man in einer neuen Beziehung alles anzweifelt. Das Vertrauen, dass man früher blind entgegengebracht hat und das fürchterlich missbraucht wurde, muss neu entwickelt werden. Und das braucht Zeit, die man sich einfach geben muss.
Selbst mit dem Wissen von heute würde ich alles noch einmal genauso machen. Ich denke, das ist das größte Kompliment, das ich mir selbst machen kann.
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